Reiseschutzimpfungen, Reiseschutz und Co.
In diesem Artikel findest du alle allgemeinen Informationen zum Thema Reiseimpfungen und Impfschutz im Ausland. Als Medizinstudentin und Mitglied im „Impf-dich ev. Deutschland“ (Lokalgruppe Hamburg) interessiere ich mich sehr für diesen Aspekt des Reisens und möchte hier mein Wissen mit dir teilen!
Inhaltsverzeichnis
Tipp von Daniel: Kreuzfahrtberater
Auf einer Seite findest Du übersichtlich jeden Menge Tipps für Deine Reisevorbereitung:
Zum Kreuzfahrtberater
Allgemeines zum Impfschutz (basierend auf den Empfehlungen der STIKO 2020)
Generell ist zu raten und zu sagen: Schau ab und zu mal in deinen Impfpass! Leider beobachten wir in Deutschland im Moment eine gewisse Impfnachlässigkeit in der Bevölkerung, der wir unbedingt entgegenwirken müssen, um zukünftige Ausbrüche von heute seltenen Erkrankungen und ihren Spätfolgen zu verhindern. Standardimpfungen, die bei jedem Bürger und jeder Bürgerin aktuell sein sollten, sind zum Beispiel
- Mumps-Masern-Röteln (MMR)
- Diphtherie
- Keuchhusten
- Poliomyelitis
- Hib
- Hepatitis B
- Pneumokokken
- Meningokokken C
- Tetanus
- sowie HPV.
Weiterhin ist auch die Varizellen-Impfung, also die Impfung gegen Windpocken, heute eine Standardimpfung. Diese muss allerdings nur durchgeführt werden, wenn man in seiner Kindheit keine sichere Windpocken-Infektion hatte!
Älteren Menschen ab 60 Jahren werden zusätzlich eine jährliche Grippeschutzimpfung sowie eine Varizella-Zoster-Impfung (Herpes Zoster) empfohlen. Bei Reisen in der Grippezeit (November-März) wird die Grippeschutzimpfung auch für jüngere Menschen empfohlen!
Besonders auf Reisen, wenn man im Kontakt mit vielen verschiedenen Menschen ist, z.B. am Flughafen oder auf einem Kreuzfahrtschiff, steigt natürlich auch das Risiko einer Infektion mit einer der oben genannten Erkrankungen. Viele dieser Krankheiten können gerade im Erwachsenenalter schwere Verläufe zeigen und sogar zu schlimmen Spätfolgen führen. Und das möchte man natürlich erst recht nicht im Ausland haben! Folglich ist es also sehr wichtig, vor einer Reise einen Blick in seinen Impfpass zu riskieren und zu schauen, ob alles up-to-date ist. Unter folgendem Link findet ihr viele Informationen zu den aktuellen Impfempfehlungen.
Zu kompliziert? Kein Problem! Wer einmal jährlich ohnehin zum Check-up zu seinem Hausarzt oder seiner Hausärztin geht, sollte dort auch seinen Impfpass vorzeigen. So bleibt man quasi ganz automatisch auf dem Stand und muss sich selbst kein Gedanken machen.
Reiseimpfungen
Von der STIKO werden dieses Jahr (2020) folgende Reiseschutzimpfungen empfohlen:
- Cholera
- FSME
- Gelbfieber
- Hepatitis A und B (C ist Standardprogramm in DE)
- Influenza (siehe oben)
- Japanische Enzephalitis
- Meningokokken der Serogruppen ACWY (C ist Standardprogramm in DE)
- Poliomyelitis (ebenfalls im Standradprogramm in DE enthalten)
- Tollwut
- Typhus
Das klingt jetzt erstmal nach ziemlich viel, oder? Natürlich wird nicht jede dieser Impfungen für jedes Reiseland empfohlen! Außerdem hängt der Nutzen bzw. die Sinnhaftigkeit einer Impfung auch von der Dauer der Reise, der Art der Reise (Abenteuerurlaub vs. Resort-Urlaub z.B.), der Saison (Grippezeit, Regenzeit etc.) und bereits bestehender Grunderkrankungen ab. Die meisten Reiseschutzimpfungen spielen nur bei Fernreisen, also in Länder auflerhalb der EU, eine Rolle. Wichtige Ausnahme ist hier die FSME-Impfung, die selbst in manchen Gebieten Süddeutschlands (z.B. in Bayern und Baden-Württemberg) wichtig ist. FSME-Virus wird von Zecken übertragen und kann eine gefährliche Hirnhautentzündung auslösen.
Viele Informationen zu den verschiedenen Erkrankungen und wann man die entsprechende Impfung vor Reiseantritt wahrnehmen sollte findest du hier.
Zusätzlich sollte man ich auch über aktuelle Infektionsgeschehen im Reiseland erkundigen. Ein gutes Beispiel dafür ist die momentane Corona-Pandemie, die von Land zu Land sehr unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Andere Beispiele sind saisonale Erkrankungen wie Grippewellen oder Häufungen von tropischen Virenerkrankungen wie dem Zika-Virus in Südostasien. Dafür biete sich die Seiten des Auswärtigen Amtes an, auf denen die Sicherheitshinweise zu jedem Land nachgeschaut werden können. Diese findest du hier.
Reisemedizinische Beratung und Impfstellen
Die STIKO und das Robert-Koch-Institut führen selber leider keine Beratungen zu Reiseimpfungen durch. Dafür gibt es auf solche Beratungen spezialisierte niedergelassene Ärzte (also Praxen), Tropeninstitute und teilweise auch Gesundheitsämter. Am besten vereinbart man also in einer der genannten Stellen einen Termin und lässt sich zu seinem spezifischen Reisevorhaben individuell beraten. Vorteil: Der Impfpass wird auch direkt gecheckt und man spart sich das Recherchieren bzw. den Gang zum Hausarzt. Beachte: Manche Impfungen können nur in diesen spezialisierten Anlaufstellen gegeben werden und dürfen nicht vom Hausarzt gespritzt werden. Besonders gut sollte man sich z.B. bei der Gelbfieberimpfung erkundigen und frühzeitig einen Termin vereinbaren.
Eine Liste der Tropeninstitute und reisemedizinisch zertifizierter Ärzte in Deutschland findest du hier.
Kostenübernahme von Reiseimpfungen
Du fragst dich, ob die Kosten für Tollwutimpfung und Co. übernommen werden? Generell werden Reiseschutzimpfungen laut Schutzimpfungsrichtlinien nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt, sofern die Reise nicht zu Zwecken des Studiums oder des Berufs notwendig ist. Dabei gibt es allerdings Ausnahmen, da manche Kassen bestimmte Impfungen zur Erweiterung ihres Leistungskatalogs aufgenommen haben und somit die Kosten übernehmen. Es empfiehlt sich also sehr, einmal bei der jeweiligen Krankenkasse anzurufen oder auf der Website zu schauen und sich nach einer möglichen Kostenübernahme zu erkundigen!
FSME: ca. 45€ pro Stück
Gelbfieber: ca. 59€ pro Stück
Hepatitis A: ca. 67€ pro Stück
Typhus: ca. 30€ pro Stück
Tollwut: ca. 68€ pro Stück
Cholera-Totimpfstoff: ca. 63€ pro Stück
Japanische Enzephalitis: ca. 90€ pro Stück
Mehr Infos zu den Herstellern und Co. findest du hier.
Tipp von May:
Die Krankenkasse Barmer GEK übernimmt z.B. alle empfohlenen Reiseimpfungen zu 100%. Hier wird sogar die Malaria-Prophylaxe übernommen. Es lohnt sich also bei häufigen Fernreisen die Wahl seiner Krankenkasse zu überdenken oder sich zumindest bei seiner Krankenkasse nach möglichen Vorteilen zu erkundigen!
Tipp von Daniel: Reiseimpfungen über einen längeren Zeitraum strecken, um Kosten zu sparen
Manche Krankenkassen erstatten zumindest einen Teil der Impfkosten. Bei uns gab es allerdings einen maximalen Betrag pro Jahr, der erstattungsfähig ist. Deshalb haben wir die Reiseimpfungen auf zwei Jahre verteilt und somit den größten Teil der Kosten zurückbekommen. Frage also auf jeden Fall bei Deiner Krankenkasse nach, ob und unter welchen Voraussetzungen eine Kostenerstattung möglich ist.
Innerhalb Europas spielen primär die FSME-Impfung (siehe unten) und ggf. eine Hepatitis A-Impfung eine Rolle. In Ländern auf dem afrikanischen Kontinent und in Südamerika sieht die Sache aber schon ganz anders aus. Viele Länder sind hier Malaria- und/oder Gelbfiebergebiet und bei naturnahen Abenteuerurlauben werden häufig auch Tollwut-und Typhusimpfung empfohlen. Außerdem spielt in tropischen Ländern auch der Moskitoschutz eine wichtige Rolle, um gar nicht erst gestochen zu werden und um auch vor anderen insektenübertragenen viralen Infektionskrankheiten, gegen die es keine Impfung gibt, zu schützen. Hier findet ihr ein paar Beispiele für beliebte Reiseländer mit typischen Impf-bzw. Risikokonstellationen.
Eine super Seite, auf der alle Länder der Welt mit aktuellen Empfehlungen und Epidemien zu finden sind, ist folgende: https://tropeninstitut.de/ihr-reiseziel
Neben den Standardimpfungen, die auf dem neusten Stand sein sollten, wird für eine Reise nach Mexiko eine Tollwut- und eine Hepatitis A-Impfung empfohlen. Bei Reisenden mit erhöhtem Risiko (hierbei geht es zum Beispiel um das Infektionsrisiko bei bestimmten Aktivitäten oder den Besuch bestimmter Regionen) wird zusätzlich eine Typhus-Impfung empfohlen (vor allem bei schlechten hygienischen Verhältnissen). Je nach Region wird außerdem die Mitnahme von Atovaquon / Proguanil (Malarone®; Kosten ca. 70€) als Notfallmedikament oder eine Malariaprophylaxe angeraten. Weitere Infos zu den Malariagebieten, zu Impfungen und Hinweise zu anderen Infektionskrankheiten findest du hier.
Tunesien
Neben den Standardimpfungen wird für eine Reise nach Tunesien die Hepatitis A-Impfung empfohlen. Bei Trekkingreisen wird außerdem eine Tollwut-Impfung angeraten, bei mangelhaften hygienischen Verhältnissen auch eine Typhus-Impfung. Tunesien ist kein Malarialand, hat allerdings besondere Vorschriften bei Einreise aus anderen afrikanischen Staaten, die als Gelbfieberländer gelistet sind. Bei Einreise nach Tunesien aus einem Gelbfieberland ist eine aktuelle Gelbfieberimpfung vorzuzeigen. Die Gelbfieberländer findest du hier. Wer in diese Länder reist, sollte ohnehin eine Gelbfieberimpfung wahrnehmen.
Neben den Standardimpfungen wird für eine Reise in die Türkei die Hepatitis A-Impfung empfohlen. Bei Trekkingreisen wird außerdem eine Tollwut-Impfung angeraten, bei mangelhaften hygienischen Verhältnissen auch eine Typhus-Impfung. Die Türkei ist zudem ein Malarialand, eine Prophylaxe oder die Mitnahme eines Notfallmedikaments wird allerdings zurzeit nicht empfohlen, da das Risiko einer Infektion sehr gering ist.
FSME-Länder
Der FSME-Virus wird von Zecken übertragen und kann im Menschen eine schwere Hirnhautentzündung auslösen. Zecken sind in Europa sehr verbreitet und so gibt es in vielen Ländern FSME-Risikogebiete. Gerade bei Wander- oder Campingreisen ist es sinnvoll, sich über eine FSME-Impfung Gedanken zu machen. Beispiele für beliebte Reiseziele mit einem moderaten bis hohen FSME-Risiko sind z.B.:
- Deutschland (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen)
- Frankreich (Elsaß)
- Schweiz (vor allem um den Bodensee)
- Österreich (vor allem entlang der Donau und in Niederösterreich)
- Schweden (Öland, Ostseeinseln, Südostküste, Süden westlich von Stockholm)
- Südwesten Norwegens
- Südwesten Finnlands (um Turku und auf den Aland-Inseln)
- Estland (Tallin und Norden)
- Polen
- Litauen
- Lettland (um Riga zurzeit höchstes FSME-Risiko in Europa!).
In Dänemark und Großbritannien besteht kein FSME-Risiko.
Weitere Informationen zur FSME-Impfung findest du hier: hier
Tipps von Daniel:
1. Man ist gut beraten, wenn man sich auf jeden Fall RECHTZEITIG um den passenden Impfschutz bemüht.
Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Bei manchen Impfungen gibt es sogenannte „Impfschemen“, die eingehalten werden müssen. Das heißt: Es sind mehrere Impfungen in einem vorgegebenen Zeitabstand (z. B. Tag 0, Tag 7 und Tag 21) nötig, um den Impfschutz herzustellen. In manchen Fällen dauert es auch eine bestimmte Zeit (z. B. 14 Tage), bevor man geschützt ist.
- Es kann auch vorkommen, dass nicht immer jeder Impfstoff vorrätig ist. Manche mussten wir selbst in der Apotheke kaufen und vorher ein Rezept besorgen.
- Wenn man zum Impftermin kränkelt, kann das die Impfung unmöglich machen. Vor unserer Gelbfieberimpfung wurden wir z. B. untersucht, inklusive Fiebermessung etc.
- Falls man mehrere verschiedene Reiseimpfungen benötigt, kann ein zeitlicher Abstand nötig sein. Alles gleichzeitig verabreicht zu bekommen, ist wohl keine gute Idee… ;-)
3. Backup vom Impfpass anfertigen
Wir haben Fotos von unseren Impfpässen gemacht und diese für alle Fälle im Smartphone gespeichert. Besser ein Backup haben und nicht brauchen…
4. Das Thema ernst nehmen!
Es gibt Fälle, in denen die Reiseimpfungen wirklich wichtig sind! So wurde mir von einem Fall berichtet, wo es bei einem Ausflug unerwartet Probleme gab: Es wurde eine Landesgrenze überschritten und dadurch ein Gelbfieberrisikogebiet betreten. Die Wiedereinreise in das Ursprungsland wurde mit Verweis auf den fehlenden Gelbfieberimpfnachweis verweigert – dumm gelaufen…
5. Auf dem aktuellen Stand bleiben!
Die Empfehlungen für die einzelnen Destinationen können sich jederzeit ändern. Dies sollte man bei der Reiseplanung berücksichtigen und sich rechtzeitig nach dem jeweils aktuellen Stand erkundigen.
Gut zu wissen:
Jede Impfung ist mit gewissen Risiken verbunden und kann Nebenwirkungen haben. Man muss dieses Risiko immer gegen die Folgen einer möglichen Erkrankung abwägen. Mein Hausarzt ist für mich dabei der erste Ansprechpartner. Er kennt mich und meine Krankengeschichte und kann am besten beurteilen, was für mich sinnvoll ist – und was ggf. nicht.
Tipp: Kreuzfahrt-Coach Newsletter
In meinem kostenlosen Kreuzfahrt-Coach-Newsletter findest Du z. B. Hinweise auf ausgewählte Kreuzfahrt-Angebote, neue Artikel hier im Blog, Reisetipps, Links zu interessanten Veröffentlichungen rund um das Thema „Kreuzfahrt“ und vieles mehr.
May - Die Autorin (MM)
Hallo, ich bin May ...
Wenn Du mehr über mich erfahren willst, dann klicke auf folgenden Link:
May Müller – eine Autorin stellt sich vor
Autorenkürzel (MM) = May Müller